Hetzjagd im Hochgebirge
Die Brunftzeit der Gamsen nähert sich dem Ende. Seit Anfang Oktober hält das reißerische Treiben der Gamsböcke vor allem in den felsigen Gebieten Kärntens Einzug.
Das gefährliche Kräftemessen kann als Hetzjagd unter den oft gleich starken männlichen Stücken verstanden werden. Dabei äußern sie sich lautstark, was in der Jägersprache als „Blädern“ bekannt ist. Dazu kommt das Markierverhalten der ranghöchsten Böcke mittels ihrer „Brunftfeigen“. Das sind Duftdrüsen, die sich am Haupt hinter den Schläuchen befinden und gerade in der Brunfzeit stark angeschwollen sind. Insgesamt wird durch dieses Brunftverhalten die Hierarchie unter den Gamsböcken bestimmt, die schließlich Einfluss auf die Größe der Brunftrudel nimmt.
Die Dauer der Brunft hängt von der Anzahl reifer Böcke ab. Von einer „ruhigen Brunft“ sprechen Jägerinnen und Jägern meist dann, wenn genug reife Böcke vorhanden sind unter denen die Rangordnung bereits klar ist und die die Geißen rasch beschlagen. Auch wenn eine intensive, langanhaltende Gamsbrunft ein beeindruckendes Naturschauspiel darstellt, ist die kurze Brunft eher im Sinne der Wildtiere. Schließlich besteht immer die Gefahr, dass sich die angehenden Platzböcke vor dem langen Winter völlig verausgaben oder beim Treiben eines Konkurrenten aus der Felswand stürzen. Jägerinnen und Jäger greifen während der Jagdzeit in die Populationsdynamik der Gämse ein und sorgen mit gezielten Abschussplänen für eine ausgewogene Altersstruktur innerhalb der Rudel.
Noch bis Anfang Dezember können manche Gamsgeißen beschlagen werden. Danach sind sie sechs Monate lang tragend. Ende Mai bzw. Anfang Juni wird dann jeweils ein Kitz gesetzt. Diese sind bald darauf - für achtsame Naturnutzer:innen - in den verspielten „Kitz-Kindergärten“ zu beobachten.