68. AGJSO-Tagung

AGJSO

Von 22. bis 24. September 2022 hielt die Arbeitsgemeinschaft der Jagdverbände des Südostalpenraumes (AGJSO) ihre 68. Tagung in Bled, Slowenien ab.

 

Die AGJSO, der Zusammenschluss der Jagdverbände des Südostalpenraumes mit den Mitgliedsverbänden Steirische Landesjägerschaft, Lovska zveza Slovenije, Federazione Italiana della Caccia (FIDC) Triest, Gorizia und Belluno, Associazione Cacciatori della provincia di Trento (ACT), Südtiroler Jagdverband, Unione Nazionale Cacciatori Zona Alpi (UNCZA), Tiroler Jägerverband und Kärntner Jägerschaft besteht seit dem Jahr 1952.

Die AGJSO wurde vor 70 Jahren unter schwierigen politischen Verhältnissen von weitblickenden Jägerschaftsfunktionären der Steiermärkischen Landesjägerschaft, der Lovska zveza Slovenije und der Kärntner Jägerschaft gegründet. In 70 Jahren haben sich die Namen der Mitglieder mehrmals verändert, die Motivation der Zusammenarbeit blieb jedoch dieselbe: der jagdliche Austausch innerhalb des Südostalpenraumes, dessen Wildlebensräume direkt zusammenhängen und nicht als voneinander getrennte Inseln betrachtet werden können. Zu diesem Austausch tragen vor allen Dingen die zwischenstaatlichen Konferenzen bei, die jährlich in einem anderen Mitgliedsland abgehalten werden und sich einem aktuellen Thema auf jagdwissenschaftlich höchstem Niveau widmen.

 

Heuer wurde die Tagung von der Lovska zveza Slovenije organisiert und dem Thema „Entwicklung der Bärenpopulation im Alpenraum“ gewidmet. Präsident LJM Dr. Walter Brunner eröffnete die Tagung im Triglav Nationalpark und begrüßte die zahlreich erschienenen Ehrengäste, Funktionäre und Delegierten der Mitgliedsverbände sowie die Referenten und Übersetzer. Ein herzliches Danke sprach er dem Slowenischen Jagdverband für die perfekte Vorbereitung und Durchführung aus.

 

Zu Beginn der Referate sprach Paolo Molinari über das Thema „Status, Entwicklung und Erhaltung des Braunbären im Alpenraum“. Danach informierte Dr. Tomaž Skrbinšek von der Universität Laibach über „Bär und Genetik - Erforschung der Anzahl und räumlichen Verbreitung von Dinarischen Bären mit modernen molekularen Werkzeugen“. Im Anschluss beleuchtete Univ.-Prof. Dr. Jerina Klemen das Thema „Herausforderungen des Erhaltungsmanagements lebenswichtiger Braunbärenpopulationen in Landschaften mit vorherrschendem menschlichem Einfluss in Slowenien“.

 

Am Nachmittag fanden die statutengemäß vorgesehenen Wahlen statt. Wiedergewählt und für die nächste Funktionsperiode einstimmig bestätigt wurden:

Präsident: Dr. Walter Brunner (Kärntner Jägerschaft);

weitere Mitglieder des Exekutivkomitees: DI Janez Logar (Lovska Zveza Slovenija),

LJM-Stv. Eduard Weger (Südtiroler Jagdverband), Dr. Fabio Merlini (FIDC Trieste) und

Präs. Alberto Colleselli (FIDC Belluno);

Geschäftsführerin: Ing. Angelika Schönhart (Kärntner Jägerschaft).

 

Am Ende der diesjährigen AGJSO-Tagung verabschiedeten die Vertreter der Mitgliedsverbände folgende Resolution:

 

Wildbiologen der Universitäten Laibach und Turin sowie Jagdfunktionäre der Mitgliedsverbände aus Slowenien, Italien und Österreich kamen nach anregenden Vorträgen und Diskussionen zu folgendem Schluss:

Die Aussichten für eine natürliche Wiederbesiedlung des gesamten Südostalpenraumes durch den Braunbären (Ursos arctos arctos) sind aus biologischer Sicht gut. Die Population ist in den letzten 10 Jahren stetig gewachsen. Die Zukunft des Bären in den Alpen wird von der Entwicklung in Trient abhängen, aber noch mehr von der Expansion westlich der Autobahn Laibach – Koper. Der Bär kennt keine Staatsgrenzen, wenn seine Verbreitung nicht durch künstliche Barrieren (insb. Autobahnen) behindert wird.

Die Ansichten über diese Wildart und der Umgang mit Bären sind in den Mitgliedsländern der AGJSO zwar noch unterschiedlich, die Dynamik der Bärenpopulation veranlasst die AGJSO aber zu folgender gemeinsamen Forderung an die Europäische Union: Die Voraussetzungen für ein zufriedenstellendes Bärenmanagement sollen nun rasch geschaffen werden, insbesondere durch eine Herabstufung des Schutzstatus von Anhang IV in Anhang V der FFH-RL. Wie das Musterbeispiel Slowenien zeigt, muss die Regulierung bzw. Bejagung der gesicherten Population als wesentlicher Entwicklungsfortschritt gesetzt werden, um die Koexistenz zwischen großen Beutegreifern und Menschen langfristig zu sichern. Die Jagd ist gerne bereit, als Partner an der Ausarbeitung und Umsetzung eines wissenschaftlich fundierten Konfliktverminderungskonzeptes im Alpenraum mitzuarbeiten.

 

Für ihre langjährige verdienstvolle Tätigkeit in der AGJSO wurden DI Janez Logar, Franc Wakounig, LJM-Stv. Eduard Weger und posthum Franco Perco (†), vom Präsidenten LJM Dr. Brunner ausgezeichnet; ihnen wurde eine Ehrenurkunde verliehen. Die AGJSO bedankte sich auch beim langjährigen Geschäftsführer Ofö. Ing. Walter Kulterer für seine jahrzehntelange Dienste und gratulierte ihm herzlich zum bevorstehenden 80. Geburtstag.

 

Großer Dank gebührt Dr. Benedikt Terzer, Geschäftsführer des Südtiroler Jagdverbandes (Italienisch) und Franc Wakounig (Slowenisch) für die sachliche und kompetente Übersetzung. Sie haben damit wesentlich zum Gelingen der Tagung beigetragen.

 

Die Besichtigung der Burg von Bled sowie der Besuch der Bleder Insel rundeten die Eindrücke vom Tagungsort ab.

 

Präsident LJM Dr. Walter Brunner

Geschäftsführerin Ing. Angelika Schönhart